Monat: April 2019
Die beiden Gründer von flyingshapes, Jonas und Johannes, haben am Pitch Club #13 im Jahr 2017 in Mainz teilgenommen. Wir wollten von Ihnen wissen, was seit Ihrer Teilnahme alles passiert ist und welche Tipps sie jungen Gründern mit auf den Weg geben können.
Wer seid Ihr und was macht Ihr?
Wir sind flyingshapes, ein VR-Software-Startup aus Mainz. Wir entwickeln eine Software, die Freiformdesign komplett in VR mit einer VR-Brille und Controllern ermöglicht. Der Produktdesigner kann den kompletten Designprozess, von der ersten Skizze, bis zum druckfähigen oder produzierbaren 3D-Modell in VR durchführen. Dabei hat der Designer immer eine sehr genaue und naturgetreue Vorstellung, wie das Produkt aussieht und kann dadurch schneller und effizienter arbeiten.
Was ist seit Eurer Teilnahme am Pitch Club passiert?
Viel. Wir haben bei der Teilnahme am Pitch Club einen Business Angel kennen gelernt, mit dem wir seit Frühjahr 2018 zusammenarbeiten. Im Frühsommer haben wir sehr erfolgreich an der Cebit teilgenommen und im Oktober eine erste Finanzierungsrunde abgeschlossen. Wir sind mittlerweile auf 5 Mitarbeiter angewachsen und rekrutieren weiter. Im Januar werden wir neue, größere Firmenräume beziehen. Last but not least steht der Release der Beta-Version kurz bevor.
Wie würdet Ihr die momentane Lage in Eurer Branche beschreiben und was ist Eurer Meinung nach das Wichtigste, um in Eurer Branche erfolgreich zu sein?
Die Branche ist dabei, sich stark zu wandeln und den Schritt zum volldigitalen Design zu gehen. Bisher ist der Designprozess noch sehr stark von manuellen Tätigkeiten geprägt. Das wird sich aber in Zukunft ändern. Treiber hierfür sind bessere Hardware in der Form von besseren VR-Brillen und mehr Rechenpower. Und natürlich das Entstehen von entsprechender Software, also dem flyingshapes VR-Designer. Das Wichtigste ist, dem Designer den Übergang in die voll digitale 3D Welt so einfach und natürlich wie möglich zu machen. Dafür muss das User Interface intuitiv sein und ermüdungsfreies und effizientes Arbeiten erlauben. Wenn die Zeit- und Effizienzvorteile für den Kunden erst einmal erfahrbar werden, will niemand mehr zur alten Arbeitsweise zurückkehren.
Was sind Eure größten unternehmerischen Erfolge und Fortschritte seit der Teilnahme am Pitch Club?
Zweifellos dass wir einen Business Angel und anschließend einen Investor von unserem Produkt und dem Team überzeugen konnten.Das versetzt uns jetzt in die Lage, uns voll auf die Entwicklung der Software konzentrieren zu können und schnellstmöglich ein MVP auf den Markt zu bringen.
Beschreibt den wichtigsten Tag oder die wichtigste Entscheidung seit Eurer Unternehmensgründung! (z.B. Make-or-Break Moment)
Wir haben überraschend sehr früh nach dem Beginn der Arbeit an unserem heutigen Produkt einen Gründerpreis gewonnen, der einen Stand im Startup-Bereich der Cebit 2017 in Hannover umfasste. Wir waren darauf überhaupt nicht eingestellt und hatten, als wir von dem Preis erfahren haben, auch nur noch knapp zwei Wochen Zeit zur Vorbereitung. Die Entscheidung, trotzdem dort hinzugehen, war ein wegweisender Schritt in unserer Entwicklung. Wir haben die wenige Zeit genutzt, um den Firmennamen zu finden, ein erstes Corporate Design, eine Website, Visitenkarten und Standdesign zu entwickeln und außerdem unseren VR-CAD-Prototypen vorzeigbar zu machen. Das war eine sehr intensive Zeit, aber das Feedback und die Erfahrungen auf dieser Messe waren ein unglaublicher Antrieb für alle weiteren Schritte von Gründung und Unternehmensentwicklung.
Was hat Euch den entscheidenden Impuls zur Gründung von flyingshapes gegeben?
Wir beide waren schon immer sehr unternehmerisch und gleichzeitig technisch-mathematisch orientiert. Wir waren früh überzeugt, dass sich der VR-Markt stark entwickeln wird und haben in VR-CAD ein sehr großes Potential bei hohem technischen und mathematischen Anspruch gesehen. Bisherige Lösungsansätze sind in dieser Hinsicht noch völlig unzureichend und daher sehen wir dort eine Lücke, die wir mit unserem Erfahrungshintergrund füllen können. Es ist also eine Kombination aus einem sich entwickelnden Markt auf dem sich viele neue Chancen ergeben und unseren Kompetenzen, die dazu passen. Das ist keine Erfolgsgarantie, aber eine sehr gute Voraussetzung für eine Gründung.
Was würdet Ihr heute beruflich machen, wenn Ihr nicht gegründet hättet?
Johannes: Ich würde wahrscheinlich als Post-Doc in der Wissenschaft arbeiten. Ich habe in Teilchenphysik promoviert und habe auch darüber nachgedacht, einen wissenschaftlichen Karrierepfad einzuschlagen. Ich habe bereits einige Zeit am CERN bei Genf verbracht und hätte mir wohl eine Stelle gesucht, für die ich wieder dorthin zurückgekehrt wäre.
Jonas: Ich wäre wohl weiter als Freelancer im Bereich IT-Beratung, -Training und Softwareentwicklung tätig. Die Arbeit mit meinen Kunden hat mir immer sehr viel Spaß gemacht und ich fand die Herausforderungen in unterschiedlichen Projekten sehr spannend. Ich habe intensiv mit internationalen Kunden zusammengearbeitet, das war ein Erfahrungsaustausch, von dem ich heute auch in unserem Unternehmen profitiere.
Was ist Eurer Meinung nach das Wichtigste, um als Gründer allgemein erfolgreich zu sein?
Wir sind natürlich erst in der Frühphase unseres Startups, aber ein paar wesentliche Punkte können wir schon jetzt aus unserer Arbeit ableiten. Ich denke, es ist extrem wichtig, von seiner Vision überzeugt zu sein. Das hält dich als Gründer motiviert und hilft auch, Rückschläge wegstecken zu können und trotzdem weiterzumachen. Ein konkretes Ziel vor Augen zu haben und dafür seine ganze Energie in die Umsetzung zu stecken, ist aus unserer Sicht wesentlich. Dazu muss man regelmäßig seine Komfortzone verlassen und sich weiterentwickeln, gerade weil man als Gründer plötzlich sehr viele neue Aufgabenbereiche hat, in die man sich erstmal hineinfinden muss. Gleichzeitig ist es wirklich ein tolles Erlebnis, wenn du merkst, wie dein Konzept Schritt für Schritt von der Idee zur Realität wird.
Vielen Dank an Johannes und Jonas für Eure Zeit und weiterhin alles Gute und viel Erfolg auf Eurem Weg!